Oxfam: Reiche Länder überschätzen ihre Klimafinanzierung massiv
Ein neuer Oxfam-Bericht zeigt eine massive Überschätzung des Anteils der reichen Länder an der Klimafinanzierung auf. Die Differenz wird auf 88 Milliarden Dollar im Jahr 2022 geschätzt. Während die reichen Länder im vergangenen Jahr angaben, 116 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung mobilisiert zu haben, schätzt Oxfam den wahren Wert dieser Finanzierung auf 28 bis 35 Milliarden Dollar.
Dem Bericht zufolge wurden zwar 92 Milliarden US-Dollar an öffentlichen Mitteln bereitgestellt, davon jedoch fast 70 Prozent in Form von Krediten. Diese Kredite, die oft zu lukrativen Zinssätzen gewährt werden, erhöhen die Schuldenlast der Länder des Globalen Südens. Oxfam weist darauf hin, dass viele dieser Kredite nur minimale finanzielle Anstrengungen der Geberländer erfordern, was die Behauptungen über die Erfüllung finanzieller Verpflichtungen übertrieben erscheinen lässt.
Oxfam weist darauf hin, dass lediglich 15 Milliarden Dollar speziell für Anpassungsmaßnahmen bereitgestellt wurden. Die Organisation ermittelt den tatsächlichen Beitrag der reichen Länder, indem sie den Zuschussäquivalent der Kredite berücksichtigt und etwaige Überschätzungen korrigiert. Nafkote Dabi, Klimapolitikmanager bei Oxfam International, betont, dass Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen eher Zuschüsse als Kredite erhalten sollten, um die Auswirkungen des Klimawandels besser bekämpfen zu können.
Klimafinanzierung ist für die Länder des Globalen Südens, die oft am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, von entscheidender Bedeutung. Die Kluft zwischen Versprechen und Realität untergräbt das Vertrauen zwischen den Nationen und erschwert eine wirksame Zusammenarbeit. Laut Oxfam übersteigt die gemeldete Finanzierung die tatsächlichen Anstrengungen bei weitem, was echte Klimaschutzmaßnahmen vor Ort verhindert.
Die Länder treffen sich noch in diesem Jahr im aserbaidschanischen Baku zur COP29, um ein neues globales Klimafinanzierungsabkommen, das sogenannte „Neue Kollektive Ziel“, zu verabschieden. Oxfam fordert die Regierungen auf, Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und die Finanzierung durch reiche Länder deutlich zu erhöhen. Die Stärkung der Rechenschaftspflicht und die Förderung der Transparenz in den Finanzierungsprozessen sind dabei von entscheidender Bedeutung.
Für Nafkote Dabi ist es unerlässlich, dass die Klimafinanzierung fair und wirksam ist. Länder des Globalen Südens dürfen nicht zusätzlich zu den Klimaschäden, für die sie nicht verantwortlich sind, mit zusätzlichen Schulden bestraft werden. Zukünftige Verpflichtungen müssen sicherstellen, dass die Mittel transparent und substanziell verteilt werden, um eine echte Anpassung und Eindämmung der Auswirkungen des Klimawandels zu ermöglichen.
Die Redaktion
