Master- und Doktorgrade im Spannungsfeld: Was die schwierigen Beziehungen zwischen Studierenden und Professoren in Westafrika verraten
Untersuchung
An westafrikanischen Universitäten sollten Master- und Doktortitel die anspruchsvollsten und anregendsten Stufen des akademischen Lehrplans sein. Doch hinter den prestigeträchtigen Titeln beschreiben viele Studierende und Doktoranden einen Alltag, der von Spannungen, Autoritätsmissbrauch und unausgewogenen Machtverhältnissen geprägt ist.
„Es kommt nicht auf Ihre Arbeit an, sondern auf Ihre Fähigkeit, sie zu bewältigen.“
David*, ein Jurastudent im Masterstudiengang 2, sitzt in einem Café in der Nähe seines Campus und lächelt bitter:
« Hier kann man wie verrückt arbeiten, tadellose Arbeiten abgeben … und trotzdem durchfallen. Nicht die Arbeit zählt, sondern die Fähigkeit, mit den Launen des Lehrers klarzukommen.“.
Wie er beschreiben mehrere im Rahmen dieser Umfrage befragte Studierende ein Klima, in dem die Autorität der Professoren oft über den akademischen Rahmen hinausgeht.
Eine von Kultur und Geschichte geprägte Beziehung
In Westafrika genießen Lehrer traditionell nahezu uneingeschränkten Respekt, der sowohl aus den lokalen Gesellschaftsregeln als auch aus dem kolonialen Bildungssystem stammt.
Diese vertikale Hierarchie, die manche als normal betrachten, wird problematisch, wenn sie jegliches Hinterfragen oder widersprüchliche Debatten verhindert.
Fatou*, eine Studentin der Sozialwissenschaften, erklärt:
« Uns wurde beigebracht, einem Älteren niemals zu widersprechen. Doch im Master- und erst recht im Doktoratsstudium tappt man im Dunkeln, wenn man nicht diskutieren und argumentieren kann. ».
Die am häufigsten wiederkehrenden Beschwerden
Machtmissbrauch und öffentliche Demütigung
Manche Lehrer nutzen den Unterricht angeblich als Bühne für ihre absolute Autorität. „ Eines Tages sagte er mir vor allen Leuten, meine Dissertation sei weniger wert als ein Blogbeitrag. Ich wollte am liebsten verschwinden “, sagt Aminata*, eine Masterstudentin der Kommunikationswissenschaften.
Bevorzugung und Ungleichbehandlung.
Persönliche, Stammes- oder religiöse Affinitäten beeinflussen Noten und Förderung. „ Wenn man zum ‚richtigen‘ Kreis gehört, wird man anerkannt, auch wenn man Fehler macht “, seufzt ein BWL-Student.
Moralische oder sexuelle Belästigung
Mehrere Studierende prangern impliziten Druck an. Aïcha* gesteht:
« Er bot mir ein Abendessen an, „um über meine Dissertation zu sprechen“. Ich lehnte ab. Drei Wochen später war meine Note ohne Erklärung gesunken. ».
Schlechte Aufsicht.
Häufige Abwesenheiten, Verzögerungen bei Korrekturen, Mangel an konkretem Feedback … Manche Schüler warten Monate, bevor sie Feedback erhalten.
Auf der Doktoratsebene ist ein noch ausgeprägteres Kräfteverhältnis
Für Doktoranden werden die Schwierigkeiten oft noch größer.
Der Betreuer der Dissertation wird zum Eckpfeiler des Weges ... und manchmal zum größten Hindernis.
Paul*, Doktorand der Umweltwissenschaften, sagt:
« Mein Betreuer verzögert die Verteidigung absichtlich. Er sagt, ich hätte noch Arbeit vor mir, aber in Wirklichkeit möchte er, dass ich in seinem Team bleibe und unter seinem Namen veröffentliche. ».
Die Zeugenaussagen berichten:
- Strategische Blockaden, um Doktoranden als billige Arbeitskräfte zu halten.
- Streitigkeiten um geistiges Eigentum : „Ich habe einen Artikel geschrieben, aber ihr Name erschien als Erstautorin“, sagt Mariam*, eine Doktorandin der Biologie.
- Psychischer Druck und Isolation : Viele arbeiten allein, ohne wirkliche Unterstützungsstruktur.
- Methodische Starrheit : Jede abweichende Forschungsidee wird vom Betreuer manchmal als persönliche Herausforderung empfunden.
Warum steckt es fest?
Die Ursachen sind vielfältig:
- Niedrige Lehrergehälter, hoher Verwaltungsaufwand und mangelnde Lehrerausbildung.
- Überarbeitung und Konkurrenz um Veröffentlichungen.
- Es fehlen klare Mechanismen zum Einreichen von Beschwerden oder zum Wechseln des Vorgesetzten.
Dr. M.*, Dozent und Forscher im Bereich Politikwissenschaft, erkennt diese Probleme:
« Viele Lehrkräfte sind hervorragende Forscher, haben aber nie eine pädagogische oder coachende Ausbildung absolviert. Und die Arbeitsbedingungen tragen nicht immer zu einer ausgewogenen Beziehung bei. ».
Konsequenzen für Studierende und Promovierende
- Entmutigung und Motivationsverlust.
- Verzögerungen bei der Verteidigung, völliger Abbruch des Studiums.
- Ins Ausland gehen, um bestimmten Dynamiken zu entgehen.
- Gefühl der Ungerechtigkeit und Enttäuschung über die Forschung.
Mögliche Lösungen
- Weiterbildung für Lehrkräfte in Ethik und Hochschulpädagogik.
- Schaffung unabhängiger Mediationszellen.
- Echte Möglichkeit, den Betreuer der Abschlussarbeit ohne Repressalien zu wechseln.
- Schutz von Studierenden, die Missbrauch melden.
- Wertschätzung von Vorgesetzten, die partizipative Ansätze verfolgen.
Abschließend…
Eine Veränderung dieser Dynamik wird nicht über Nacht möglich sein. Doch viele Lehrer sind sich der Dringlichkeit bewusst und fordern bereits einen neuen Bildungspakt.
„ Ob auf Master- oder Doktoratsebene, Hochschulbildung muss eine Partnerschaft sein. Wenn meine Studierenden erfolgreich sind, profitiert die gesamte Gesellschaft davon“, so Dr. M. abschließend.
Ps. * Vornamen wurden geändert .
Von Djamiou ABOUDOU